Epilog

Was mir gefallen hat:

  • Trotz eindringlicher Warnungen in den Reiseführern, hatte ich eigentlich nie nennenswerte Probleme mit Schleppern oder Dieben. Auch Rikscha-Fahrer die versuchten Hotel-Provisionen zu ergattern sind mir nicht untergekommen.  Ich habe aber mehrmals die Bekanntschaft von sehr hilfsbereiten und freundlichen Indern gemacht.
  • Trotz der zum Teil großen Hitze, war das Klima, durch die geringe Luftfeuchtigkeit, nicht allzusehr belastend.
  • Es war eigentlich schon Nachsaison und dank der großen Hitze waren gerade in den Wüstengegenden von Rajasthan nur sehr wenige Touristen unterwegs.
  • Es war fast alles sehr günstig. Ich habe in den 25 Tagen insgesamt 650 Euro gebraucht (Inkl. Unterkünfte, alle Transporte, Essen und Trinken, Eintrittsgelder und kleinere Souvenirs) und war dabei bestimmt nicht sparsam.

Womit ich meine Probleme hatte:

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  • Obwohl ich gut darauf vorbereitet war und mich schon vorher über die Probleme Indiens und seiner Bevölkerung ausgiebig informiert hatte, hat mich die überall sichtbare Armut stark berührt. Man trifft, gerade in Großstädten, immer wieder auf Menschen und ganze Familien die offensichtlich nur die Fetzen, die sie am Körper tragen besitzen. Frauen mit mehreren Kleinkindern, die auf den von Urin und Kot verschmierten und stinkenden Gehsteigen, auf einer zerrissenen Decke, vor sich hin vegetieren. Menschen die durch fehlende medizinische Versorgung zu Krüppel wurden. Hotelpersonal, das in den Gängen und auf dem Steinboden der Lobby schläft ist dagegen schon wieder ein üblicher Anblick in ganz Asien.
  • Unter diesen Umständen betrachtet, hat mein Ekel vor den hygienischen Verhältnissen natürlich zurückzustehen. Wer interessiert sich schon für Hygiene, wenn er täglich um seine Existenz kämpfen muss. Trotzdem ist mir nicht nur einmal das Essen fast wieder hochgekommen. Nicht nur die heiligen Kühe, sondern auch alles mögliche andere Getier scheisst und pisst die Städte voll. Wobei ihnen da die breite Bevölkerung in nichts nachsteht. Wegen mangelnder Kanalisation und fehlender Sanitärer Einrichtungen in den Behausungen der abermillionen Armen der Städte, nutzen diese auch jede Ecke und jeden verfügbaren Platz zur Verrichtung ihrer Notdurft. Eine gewisse Abscheu hat in mir auch die Unart verursacht, Kautabak und Betelnüsse zu kauen und überall auszuspucken. Gerade während meines Besuches in Indien, war die SARS-Epidemie als Schlagzeile auf jeder Zeitung. Glücklicherweise hatte Indien nur einen einzigen SARS-Fall, der auch sofort entdeckt wurde. Es wäre sicherlich zu einer Katastrophe gekommen, wenn sich diese Krankheit in Indien ausgebreitet hätte. Eine Eindämmung wäre bei diesen hygienischen Verhältnissen kaum möglich gewesen.
  • Genervt hat mich die dümmlich, aufdringliche Art vieler Inder. Damit haben sie die Java-Indonesier, von meiner persönlichen Antipathie-Hitliste, von der Nummer 1 verdrängt. Wenn man 50 mal am Tag die Frage gestellt bekommt, "what's Your Country?" verliert man irgendwann die Geduld (50 mal ist eher noch untertrieben). Auch die Art, mit der selbst in Orten mit viel Tourismus, jeder Ausländer wie ein Wesen vom anderen Stern begafft wird, spricht nicht unbedingt für die Intelligenz der Einheimischen. Irgendwann sollte es eigentlich jeder kapiert haben, dass es nicht nur Inder gibt. Ein ähnliches Aufsehen, würde bei uns vieleicht gerade noch ein Ausserirdischer hervorrufen.
  • Aufpassen muss man auch auf Schulkinder. Mir ist es mehrmals passiert, dass mir Jungen in Schuluniform die linke Hand zum Handschlag angeboten haben. Das ist für Hindus eine Frechheit, denn die Linke ist unrein und normalerweise dürfen andere überhaupt nicht mit der linken Hand berührt werden. Ich frage mich, woher ausgerechnet Schuljungen diese beleidigende Geste haben. Bei anderen Personen ist mir dies nie passiert.
  • Geärgert habe ich mich auch über die "Späthippies" die an Orten wie z.B. Pushkar rumhängen. Davon abgesehen, dass sie in schlimmeren Stoffetzen rumlaufen wie der ärmste Inder, ist vor allem der verbreitete "Filz-Locken-Look" eine echte Unverschämtheit. Indische Frauen und Männer tragen ihr schwarzes Haar immer gepflegt und glatt gekämmt. Frauen von lang bis modern kurz und Männer maximal bis in den Nacken. Langes verfilztes Haar ist den Gurus und Sadhus vorbehalten, heiligen Männern die ihr Leben dem Gebet, der Meditation und der Hingabe an ihre Religion gewidmet haben. Auf keinen Fall ist diese Frisur angemessen für irgendwelche Teens und Tweens aus den wohlhabenden Industrienationen. Ist diese Frisur bei jungen Männern schon eine Anmassung, so zeugt sie bei jungen Frauen nur noch von der Ignoranz und Arroganz, mit der diese der indischen Kultur begegnen.

 

Als Resumee muss ich sagen, dass mir die Reise gut gefallen hat. Ich habe auf den 2.600 Kilometern viel erlebt und gesehen. Aber gerade diese große Distanz und die damit verbundenen häufigen Umzüge, waren allerdings etwas anstrengend. Meine Einstellung zu Indien hat sich nicht entscheidend geändert. Ich betrachte dieses Land und seine Einwohner, nach wie vor, mit gemischten Gefühlen. Sicherlich ein sehr interessantes und exotisches Reiseziel, doch nicht unbedingt für jeden geeignet. Ich muss natürlich betonen, dass hier nur meine ganz subjektiven Eindrücke zum Ausdruck kommen. Gerade in einem so extremen Land, erlebt jeder eine Reise ganz individuell. Je nachdem, wie man reist, mit wem man reist und vor allem, wie man auf die Reise vorbereitet ist und was man von ihr erwartet, wird jeder Reisende Indien anders erleben. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwann wieder nach Indien fahren werde. Eine Reiseroute wäre z.B. von Delhi in den Norden, die Himalaya-Region, Sikkim und dann über Varanassi nach Kalkutta. Oder auch eine Rund-Tour durch das südliche Drittel des Subkontinents, mit ein paar Abstechern ans Meer.